CARTIER DES KLEINEN MANNES

 

Die Schneedecke, von Sonne oder Mond, in einen funkelnden Diamantenteppich verwandelt.

Der bernsteinfarbige Honig.

Das von glasklaren Tautropfen regelmäßig umrandete Blatt des Frauenmantels

oder das Spinnennetz, das mit ebendiesen zu einem Geschmeide wird.

Die jadegrünen Perlen, die sich in der Erbsenschote finden lassen.

Die Regentropfen, die sich im Blatt der Fetten Henne zu einem glattgeschliffenen Bergkristall sammeln.

Die von der Morgen- oder Abendsonne rotgold beschienenen Bergspitzen und Landschaften.

Die hauchdünnen Goldplättchenblätter der Birke im Herbst.

Das Rubinrot der verwelkten Rose.

 

Die Aufzählung ließe sich endlos fortsetzen. 

Vielleicht mögen die Menschen Gold und Edelsteine deswegen so sehr, weil sie aus der Natur kommen und auch an diese erinnern, als manifestierte Sinneseindrücke.

Gediegener Schmuck ist schön, aber das wundersame Glitzern, Funkeln und Leuchten von oben Beschriebenem erwärmt unser Herz und nährt unsere Seele beinahe kostenlos. Bewußtsein braucht's. Mehr nicht. Das ist das Zahlungsmittel im allergrößten Schmuckladen.


Es gibt Fragen, die ausschließlich mit Ja ODER Nein, mit einer klaren Aussage zu beantworten sind.

Bei den meisten Fragen, finde ich aber nicht nur eine Antwort. Eine Sache, eine Angelegenheit kann aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden. Deswegen fällt es mir oft schwer, etwas spontan zu sagen, zu tun. Schnelle Antworten sind schnelle Schüsse, die ich dann meist bereue. Ich überlege gern und komme dann hin und wieder doch zu keinem eindeutigen Schluß. Was mich dann letztendlich zu einer Entscheidung bringt, kann ich nicht sagen. Manchmal ist es der Bauch, manchmal der Kopf. Am besten fühlt es sich an, wenn sich beide harmonisch verbinden, aber das ist selten. Und manchmal bleibe ich auch rat- und sprachlos zurück.


In Japan gibt es seit Jahrhunderten eine besondere Art, zerbrochene Keramik zu reparieren. Sie nennt sich KINTSUGI. Die Scherben werden mit dem Lack Urushi, der in mehreren Schichten aufgetragen wird, aneinandergefügt. Anschließend werden diese Bruchstellen mit goldenen oder silbernen Pigmenten bestäubt. Die Keramik wird im Anschluss auf Hochglanz poliert. Die Philosophie dahinter ist, die Schönheit im Unvollkommenen, im Fehlerhaften zu erkennen. Die Bruchstellen werden nicht kaschiert, sondern durch das Gold oder Silber sogar noch hervorgehoben. Das so reparierte Stück ist einzigartig und steigt auch noch in seinem Wert.

Wenn es uns Menschen doch nur gelänge, uns und unsere Beziehungen auf solche Weise zu sehen und zu "reparieren".


Der Berg. Die Alm. Die Stille. Kuhglocken vielleicht und da oder dort ein Vogel, ein Bach. "Jå, då geht mir mei Herzerl weit auf" heißt eine Zeile aus einem Volkslied. Und so ist es. Das Herz geht auf und verschmilzt mit allem. Da gibt es nichts Trennendes mehr. Gleichsein mit dem Stein, der Blume, dem Baum, dem Schmetterling, dem Aas. Keiner hat mehr Wert als der andere. Eingebettet in den unendlichen Schoß, der alles hervorbringt und auch wieder aufnimmt. Das Gefühl tut mir wohl, so wohl. 


Zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren komme ich wieder in den Genuss von selbst angebautem Gemüse. Meine Arbeit, etliche Pflanzengeschenke von Freunden, Samentütchen aus dem Geschäft und – vor allem – Mutter Natur haben dies möglich gemacht. So kann ich mich nun zu Mittag aus der eigenen Schatztruhe bekochen und so sehe ich dann auch auf meinem Teller Goldnuggets und Diamanten. Ich hoffe, dass ich es im nächsten Jahr schaffe, meinen Garten noch ein wenig zu vergrößern. So Vieles hatte heuer nicht Platz. Die körperliche Arbeit, obwohl ich merke, dass es überhaupt nicht mehr so leicht und schnell geht wie einstens, scheue ich nicht. Ich mag das Gefühl dieser Forderung. Und ich mag das Gefühl der Müdigkeit hinterher. Das Schmerzen der Glieder in Folge gehört inzwischen dazu und ich nehme es tapfer in Kauf. Sehe es auch als ein Stück Lebendigkeit. 


Die vier Stadien:

Das Ei,

die Raupe,

die Puppe oder der Kokon,

und letztendlich:

der Schmetterling.

Seit jeher fasziniert mich dieser unglaubliche Wandlungsprozeß. 


Urbar machen

Ich darf ein kleines Grundstück bewirtschaften. Da es jahrelang nicht als Garten genutzt wurde, ist darauf Wiese gewachsen und diese habe ich nun abgetragen. Bei diesem Arbeitsschritt und dem darauffolgenden Umstechen, habe ich die Lebensräume von Regenwürmern und verschiedenen Larven gestört und zahlreiche Bewohner der Erde mußten aufgrund meines Wunsches, einen Garten anzulegen, ihr Leben lassen. Ein Trost für mich ist, dass eine Amsel hinter mir ausreichend Futter für seine Jungen gefunden hat. Gar nicht scheu war das Tier und ist mir vielleicht sogar wohlwollend (das wünsche ich mir zumindest!) gegenübergestanden. Es füllte seinen Schnabel, aus dem rechts und links Würmchen und Getier heraushing, immer wieder bis zum Rand. 

So ist das – ohne mein Werkeln, kann ich nichts anbauen. Aber es erfordert Opfer und dessen bin ich mir bewußt. Ich hoffe, dass die Blüten, die mein Garten hoffentlich hervorbringt, auch wieder ein wenig zur Labung von Insekten beitragen. 

Nur bitte: die Nacktschecken mögen fernbleiben und meine zarten Pflänzchen verschonen. Sie durchzufüttern ... so weit gehe ich dann doch nicht! 


Das innere Feuer

Von der Bedeutung ähnlich wie unsere Sonne am Himmel. Ohne sie ist kein Leben möglich und ohne es wäre es wohl nur ein Dahinvegetieren. Wie kommt das Feuer aber in den Menschen? Ist es uns in die Wiege gelegt? Manchmal erscheinen Lebensumstände derart schwer, dass man vermuten möchte, dass der gebeutelte Mensch niemals in der Lage ist, sein Leben gut und frohen Sinnes zu meistern. Und dennoch gibt es diese bewundernswerten Mitmenschen, die trotz schlimmer Schicksalsschläge nicht verzweifeln und untergehen. Ob eine sorgenfreie Kindheit den Zugang zu dem Antriebskraftwerk leichter macht, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall gibt es auch Menschen, die, obwohl sie furchtbare Jugendjahre hatten, in der Lage sind, ihr Leben gut und positiv zu leben.

Es wird wohl von unzählig vielen Faktoren abhängig sein, wie unser Leben verläuft. Sei es eine Kindergärtnerin, ein Lehrer, eine Liebe, eine einfache Begegnung, ein Buch, ein Erlebnis. Im Innen wie im Außen nimmt vieles Einfluss und wir sind es, die daraus Nutzen oder Schaden ziehen können.

Wichtig ist, so denke ich, dass wir zu Hütern unseres Herdfeuers werden. Dass wir begreifen, was die Flamme ersticken kann und dass wir den Augenblick erkennen, wenn die Flamme wieder Nahrung braucht. Und, dass wir wissen, wie diese aussieht.


Mutstrümpfe

Vor 15 Jahren starb mein Vater. Er erkrankte schwer und eine Heilung war nicht in Aussicht. Wir holten ihn vom Krankenhaus nach Hause und pflegten ihn, so gut wir es vermochten. Es war keine lange Zeit, aber eine 24 Stunden pro Tag–Zeit, die ich allein nie und nimmer geschafft hätte. Zum körperlichen Einsatz kam der emotionale, in keiner Weise leichtere Part. Als mein Vater nach nur drei Wochen starb, war ich trotz der liebenden helfenden Hände um mich, am Ende meiner Kräfte. Ich war ausgezehrt und verzagt. So viel war anzupacken, zu erledigen. Und da ich schon ein Kämpfer und praktischer, lösungssuchender Typ bin, zog ich mir eines Morgens im Bad imaginäre Mutstrümpfe an. Ich streifte sie mir mit festen Handgriffen über und sie haben mir geholfen und manchmal tun sie es noch heute. 

Ich denke, solche Techniken, die einen über schwierige Situationen hinweghelfen und die von außen betrachtet vielleicht verrückt erscheinen und über die man sich nicht zu reden traut, hat wohl ein jeder. Es ist eine legitime Selbstmedikation. 


 

 

 

Gestern am Morgen fand ich diese wunderschöne Oberflächenstruktur des gefrorenen Wassers, in der Sammeltonne in meinem Garten vor.

Ich frage mich, wie der Mensch angesichts dessen auf die Idee kommen kann, die Natur noch optimieren zu können.


Im Schneerosenhaus läßt es sich fein leben!


Noch im Verwelken eine Pracht. Ein Vorbild.


Drei lustige Gesellen am Wegesrand.


Die letzten zwei Jahre haben uns allen hart zugesetzt. Da gibt es nichts zu beschönigen. Und es scheinen auch die schlechten Nachrichten kein Ende zu nehmen. Die nahen Kriegshandlungen setzen uns zu, wie auch die wirtschaftlichen Folgen daraus und aus zwei Jahren Pandemiepolitik. Die Aktivitäten rund um das Virus sind nur scheinbar an den Rand gerückt.

Und wenn man die politische Situation in unserem Land anschaut, kann einem auch das Grausen kommen. Ein Politiker nach dem anderen stiehlt sich aus der Verantwortung. Die Skandale nehmen kein Ende.

In Anbetracht dieses Hintergrundes, vor dem wir unser Leben meistern müssen, spürt man eine Ohnmacht. Das sind Geschehen, in die wir nicht direkt eingreifen können.

Ohnmacht ist eine schlechte Stimmung. Das Gefühl, nichts tun zu können, nichts verändern zu können, schafft einen Boden der Verzweiflung. Geradezu einen Nährboden für Krankheit, Depression und Gewalt. 

Und dennoch sind wir handlungsfähig. Jeder einzelne von uns, der auch gewillt ist, dies zu tun, kann sich in seinem eigenen Umfeld bewähren. 

Wir können zuvorderst gute Beziehungen führen. Wir können den uns nahestehenden Menschen mit Liebe begegnen und wenn dies nicht möglich ist, zumindest mit Respekt und Achtung. Und manchmal ist es auch sauberer, sich gänzlich zu trennen, wenn keine Wege mehr zueinander führen.

Wir können in uns hineinhorchen, wir können unserem Wesen auf die Spur kommen. Wir können hinterfragen, warum wir so sind, wie wir sind. Was dazu geführt hat, dass wir so sind, wie wir sind. Und dabei geht es viel um Ehrlichkeit. Kein Schönen. Dann ist die Suche nach dem Kern äußerst spannend.

Wir können Ressourcen schonen, Müll vermeiden, wieder eigene Pflänzchen ziehen,  selber unser Essen kochen, Brot und Kuchen backen.

Wir können unserer Kreativität freien Lauf lassen und das eine oder andere wieder selbst herstellen.

Beinahe unendlich ist die Liste der Möglichkeiten, die wir haben. 

Und wir dürfen auch fröhlich sein. Wir dürfen lachen, singen, tanzen. Ich meine damit nicht, dass wir uns eine rosa Brille aufsetzen und gänzlich ausblenden, was da draußen geschieht. Wir sollen schauen, dass es uns, ungeachtet dessen was rundherum passiert, gut geht. Es hilft niemandem, wenn wir verzweifeln. Eine gute, positive Stimmung ist ansteckend und pflanzt sich somit weiter fort.

Wenn wir sehen, dass uns trotz allem was passiert, die Hände nicht gänzlich gebunden sind, wir handlungsfähig bleiben können, kommen wir wieder in die Kraft. Die Kraft, die wir ganz dringend brauchen. Letztendlich glaube ich ganz fest daran, dass ein System nur durch das Gesunden der Basis heilen kann. 

Wenn wir im Gleichgewicht sind, tragen wir zum Frieden bei.


Ich bin überzeugt – nein, ich weiß – dass es sie noch gibt ... die aufrichtigen, integren, in der Politik Engagierten. Die, die gute Absichten, das Wohl des Menschen und seiner Umwelt im Sinne und Herzen haben. Was man von ihnen verlangen kann und auch verlangen muss – meines Erachtens – ist, dass sie ein Auge auf das Große und Ganze ihrer jeweiligen Partei haben, und auch aufdecken, wenn etwas schief läuft. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass B gänzlich nicht weiß, was A tut.

 

Dass ist meine Bitte an Euch, Ihr Echten (und seid Ihr das kleinste Rad am Wagen!):

Lasst durch Euer Licht, den Schatten sichtbar werden!


Wenn sich doch nur der eigene Schatten so genau erkennen ließe!


Getrocknetes aus dem Vorjahr - Rosinen gleich.


Eine unberührte Schneedecke symbolisiert für mich Jungfräulichkeit. 

 

Und jeder mit den Eiskristallen gesegnete Jänner, erinnert mich an den Verlust der meinen. Der Tag, als es geschah, wird stets mit guten Gefühlen in mir verankert sein. Nicht allein wegen des Abschlusses. Der war eher nüchtern, ungeschickt und nicht romantisch. Einfach ein bisserl patschert. 

Wir fuhren zuvor mit seinem Auto in eine Gegend, die ich besonders mag. Ich liebte schon damals die Berge, die Felswände, rauschende oder gurgelnde Bäche. Ich erinnere mich an apere Stellen mit aufkommenden Schneerosen, da und dort eine frühe Vogelstimme. Ich erinnere mich an schon wärmende Sonne, das schöne Gefühl des Verliebtseins. 

 

An diesem Tag, kam zum Kind die Frau. Ich war nicht mehr nur das eine, sondern auch schon ein wenig das andere. 

Wie der Jänner eben, der neben seinem winterlichen Gesicht auch schon ein wenig Frühling ahnen lässt. Vielleicht mag ich genau wegen der wohligen Erinnerung an diesen, in sich verschmelzenden, Tag,  den ersten Monat im Jahr so besonders. 


Obwohl noch sehr kalt, kann man da und dort schon das aufkeimende neue Leben sehen. Oftmals erscheinen Bäume und Sträucher noch kahl und leer, doch bei näherer Betrachtung findet man - und das schon weit vor dem Jahreswechsel - die Spuren der nächsten, sprießen wollenden Generation. Die Tage werden wieder länger, einstweilen kaum spürbar,  aber allein das Wissen darum kitzelt auch meine Wurzeln ...